Vergessene Rebsorten der Champagne – Vielfalt & Ursprung
Die vergessenen Rebsorten der Champagne – Vielfalt jenseits von Pinot & Chardonnay

Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation rücken vier Rebsorten in der Champagne wieder ins Licht: Arbane, Petit Meslier, Pinot Blanc und Pinot Gris. Sie sind selten, anspruchsvoll im Anbau – und zugleich voller Potential.
Warum diese Rebsorten heute interessant sind
- Historisch tief verankert: In vielen Parzellen der Champagne angelegt, bevor der Fokus auf die großen Sorten gelegt wurde.
- Biodiversitätswert: Ihre wechselnde Reife und Resistenz machen sie zu wichtigen Komponenten in naturnaher Bewirtschaftung.
- Stilistische Differenzierung: In bestimmten Lagen – etwa im Norden oder der Aube – kann z. B. Petit Meslier durch seine Säure Frische bringen.
- Marktpositionierung: Sie sprechen eine Kennerschaft an („geek-Sorten“) und bieten Storytelling-Werte abseits des Mainstreams.
Was sind die Hürden?
- Extrem anspruchsvoll im Anbau – viele Produzenten nennen Petit Meslier „sehr schwierig“. Duplikation und Ertragssicherheit sind problematisch.
- Sehr geringe Mengen – eine kommerzielle Skalierung ist nahezu unmöglich.
- Marktwahrnehmung: Konsumenten verstehen die Sorten nicht zwangsläufig – die „Bio“ oder „Tierwohl“ Botschaft reicht hier nicht.
- Single-Rebsorten-Bottling: Viele davon sind besser als Blend denn im solitären Auftritt – die Balance fehlt oft.
Meine Bewertung
Ich sehe sie primär als **Heritage- und Experimentierprojekte**. Wenn ich wählen müsste, dann wäre **Pinot Blanc** meine Priorität: Kunden kennen den Namen, und in der Aube könnte sie ihre „spirituelle Heimat“ haben.
Verweise auf weiterführende Themen
- Natural Champagne und natürlicher Wein – eine Einführung
- Micro-Winzer Champagne – Authentizität und neue Dynamik
- Complantation im Weinbau – eine zeitlose Technik?
FAQ
- Warum spielt Rebsorte heute wieder eine Rolle?
- Sorten mit geringerer Verbreitung bringen Differenzierung, Biodiversität und in bestimmten Lagen Wettbewerbsvorteil – aber nicht automatisch höhere Gewinne.
- Sind diese Sorten für jeden Produzenten geeignet?
- Nein – sie erfordern viel Aufwand, geringe Erträge und sind deshalb meist Sache von Idealisten, nicht Masse.
- Kann man auf sie als Einzelrebsorte setzen?
- Einzelne Exemplare gibt es – aber in der Regel funktioniert ihre Stärke besser als Anteil in einer Cuvée.
- Wer kauft solche Champagner?
- Sammel- und Fachkundige („geeks“) – die breite Masse sieht den Mehrwert selten.
- Welcher dieser vier Sorten hat das größte Potenzial?
- Für mich: Pinot Blanc. Bekanntheitsgrad, gute Balance und Einsatzfähigkeit auch in der Aube.
Autor: Donald Pennet – Stand: 24.10.2025