Dom Pérignon: Anpassung an eine neue Klimaära
Von Giles Fallowfield, 01. August 2024, in Drinks Business
Analyse des Artikelauszugs
Der Auszug aus Giles Fallowfields Artikel „The evolution of Dom Pérignon in ‘a new climatic era’“ bietet Einblicke in die sich verändernde Herangehensweise der Weinproduktion von Dom Pérignon, die sich an die neuen klimatischen Bedingungen anpasst. Hier ist eine detaillierte Analyse und Diskussion der wichtigsten Punkte:
1. Entwicklung des Weinbereitungsansatzes
Der Weinbereitungsansatz hat sich weiterentwickelt, um mehr und mehr nach Klimazonen zu vinifizieren, wobei der Schwerpunkt auf der Haptik und Textur des Weins und nicht nur auf dem Aroma liegt. Diese Verschiebung weist auf einen breiteren Trend in der Weinindustrie hin, sich an veränderte Umweltbedingungen und Verbraucherpräferenzen anzupassen.
2. Verkostungsmethodik - 'Taktivität'
Das Verkostungsteam von Dom Pérignon priorisiert die Textur und das Mundgefühl des Weins über seinen Geruch. Dieser Ansatz bewertet die taktilen Empfindungen, einschließlich:
- Berührung
- Form
- Volumen
- Geschmeidigkeit
- Gewicht
- Körnung im Mund
Dieser Ansatz bedeutet eine Abkehr von traditionellen Weinverkostungsmethoden, die oft großen Wert auf das Aroma und Bouquet des Weins legen. Der Fokus auf die physischen Empfindungen beim Trinken des Weins soll eine umfassendere sensorische Bewertung ermöglichen.
3. Reifung und Phenolgehalt
Längere Alterungsperioden nach dem Degorgieren (dem Prozess der Entfernung des Sediments aus dem Schaumwein) verbessern die Persönlichkeit und das Mundgefühl des Weins. Der Phenolgehalt, der die Frische und Lebendigkeit des Weins beeinflusst, wird jetzt stärker gewichtet als die Säure, eine Abkehr von früheren Praktiken.
Phenole sind Verbindungen, die zur Farbe, zum Geschmack und zum Mundgefühl des Weins beitragen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Alterungspotenzial und im gesamten sensorischen Profil des Weins.
4. Entwicklung und Kraft der Jahrgänge
Die Entwicklung und Robustheit verschiedener Jahrgänge wird als entscheidend angesehen, wahrscheinlich beeinflusst durch das sich verändernde Klima und seine Auswirkungen auf die Bedingungen des Weinbaus.
Diskussion über die Bedeutung des Geruchs bei der Weingenuss
Traditionell wurde der Geruch (das Aroma) des Weins als grundlegender Aspekt der Weingenuss betrachtet. Das Aroma liefert wesentliche Informationen über die sortentypischen Merkmale, das Terroir und den Reifungsprozess des Weins. Hier ist, warum der Geruch beim Weinverkosten so wichtig ist:
- Aromen und Geschmacksrichtungen: Der menschliche Geruchssinn ist direkt mit dem Geschmack verbunden. Die von der Nase wahrgenommenen Aromen beeinflussen die auf dem Gaumen wahrgenommenen Geschmacksrichtungen erheblich.
- Komplexität und Tiefe: Der Geruch trägt zur Komplexität des Weins bei und ermöglicht die Wahrnehmung mehrerer Schichten von Düften wie Frucht, Blumen, Gewürze und erdige Noten.
- Qualität und Mängel: Der Geruch hilft, die Qualität des Weins und mögliche Fehler wie Korkgeschmack oder Oxidation zu erkennen.
Bewertung der 'Taktivität'-Methode
Die 'Taktivität'-Methode, die die Textur und das Mundgefühl priorisiert, mag unkonventionell erscheinen, bringt jedoch mehrere Vorteile und Herausforderungen mit sich:
Vorteile:
- Ganzheitliches sensorisches Erlebnis: Es bietet eine umfassendere sensorische Bewertung, die nicht nur Geschmack und Geruch, sondern auch Berührung umfasst.
- Anpassung an den Klimawandel: Da der Klimawandel die Bedingungen des Weinbaus verändert, könnte der Fokus auf das Mundgefühl und die Textur das Wesen des Weins besser einfangen.
- Verbraucherpräferenzen: Moderne Verbraucher könnten Weine schätzen, die ein reichhaltiges, taktiles Erlebnis bieten, was den Trends in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie entspricht, die die Textur betonen.
Herausforderungen:
- Skepsis der Traditionalisten: Traditionelle Weinkenner könnten einem Ansatz skeptisch gegenüberstehen, der das Aroma vernachlässigt.
- Subjektivität: Textur und Mundgefühl können sehr subjektiv sein, was zu inkonsistenten Bewertungen führen könnte.
- Umfassende Bewertung: Der Geruch bleibt ein wesentlicher Bestandteil des gesamten sensorischen Profils des Weins, und seine reduzierte Gewichtung könnte wesentliche Aspekte des Charakters des Weins übersehen.
Fazit
Die Entwicklung des Weinbereitungsansatzes von Dom Pérignon, der den Fokus auf taktile Aspekte legt und sich an neue klimatische Bedingungen anpasst, stellt eine bedeutende Veränderung in der Branche dar. Obwohl die traditionelle Bedeutung des Geruchs bei der Weingenuss nicht unterschätzt werden kann, bietet die 'Taktivität'-Methode eine neue Perspektive, die mit zeitgenössischen Verbrauchern und Umweltrealitäten resonieren könnte. Die Balance zwischen Aroma und taktilen Elementen könnte ein umfassenderes Verständnis und eine größere Wertschätzung von edlen Weinen wie Dom Pérignon ermöglichen.
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