Bordeauxs umstrittener Plan: Ein süßer Claret für neue Märkte
Die Weinregion Bordeaux ist seit langem ein Synonym für hochwertige, prestigeträchtige Weine. In den letzten Jahren sind die Verkaufszahlen jedoch zurückgegangen, was die Region dazu veranlasst hat, neue Wege zu erkunden, um das Interesse der Verbraucher zu wecken. Hier kommt Stéphane Gabard ins Spiel, der Präsident des Bordeaux-Syndikats, der einen umstrittenen Vorschlag unterbreitet hat, der viele in der Weinbranche aufhorchen lässt.
Ein neuer "Claret" am Horizont?
Gabards Plan sieht die Schaffung einer neuen Bordeaux-AOC-Subappellation für einen gesüßten, leichten Rotwein namens "Claret" vor. Dieser vorgeschlagene "Claret" unterscheidet sich vom bestehenden "Clairet", einer Art Bordeaux-Rosé. Der Hauptunterschied liegt nicht nur in der Aussprache, sondern auch im Produkt selbst. Im Gegensatz zum Clairet würde der neue Claret die Zugabe von Zucker nach der Gärung erlauben, bis zu 7 Gramm pro Liter mittels konzentriertem, rektifiziertem Traubenmost.
Dieser innovative Ansatz, der während eines Interviews mit Alexandre Abellan bei der Generalversammlung am 12. Juli vorgestellt wurde, zielt darauf ab, Bordeaux-Weine für neue, insbesondere ausländische Märkte zugänglicher zu machen. Gabard argumentiert, dass die zusätzliche Süße die Trinkbarkeit und Rundheit verbessern und den Vorlieben unerfahrener Weingenießer für süßere Weine entsprechen würde.
Der historische Blickwinkel
Gabard verteidigt seinen Vorschlag, indem er auf die historische britische Verwendung des Begriffs "claret" verweist, um einen leichten Rotwein aus Bordeaux zu beschreiben. Er glaubt, dass die Wiederbelebung dieses Begriffs für ein modernes Produkt die Kluft zwischen Tradition und zeitgenössischen Verbraucherpräferenzen überbrücken könnte.
Ein umstrittener Vorschlag
Während der Vorschlag darauf abzielt, die Marktattraktivität von Bordeaux zu beleben, hat er auch viele Kritiker. Abellan wies humorvoll auf die potenzielle Verwirrung zwischen "claret" und "clairet" hin und bemerkte, dass der subtile Ausspracheunterschied nur für französischsprachige Verbraucher erkennbar sein könnte. Kritiker argumentieren auch, dass diese Initiative die Grenze zwischen Wein und Weincoolern verwischen und damit die Einzigartigkeit und den Ruf der Bordeaux-Weine verwässern könnte.
Die Zugabe von Zucker nach der Gärung ist ein weiterer umstrittener Punkt. Kritiker befürchten, dass dies zu höheren Erträgen und der Ernte von unreifen Trauben führen könnte, was letztlich die Qualität der Bordeaux-Weine beeinträchtigt. Der Vorschlag zielt darauf ab, bis zur Ernte 2025 umgesetzt zu werden, stößt jedoch auf erheblichen Widerstand von einflussreichen Stimmen in der Region.
Aus dem Takt mit der Verbrauchernachfrage?
Der Vorschlag hebt ein größeres Problem hervor, dem sich die Weinregion Bordeaux gegenübersieht – ihr Kampf, mit den sich wandelnden Verbraucherbedürfnissen Schritt zu halten. Während die Absicht hinter dem neuen Claret darin besteht, Bordeaux-Weine zugänglicher zu machen, besteht die Gefahr, traditionelle Weinliebhaber zu entfremden und den Markt mit der Verwendung eines historisch bedeutenden Begriffs zu verwirren.
Abschließend lässt sich sagen, dass Bordeauxs Versuch, sich mit einem neuen gesüßten Claret neu zu erfinden, wichtige Fragen darüber aufwirft, wie Tradition und Innovation in Einklang gebracht werden können. Während die Debatte weitergeht, ist eines klar – Bordeaux muss einen Weg finden, moderne Verbraucher anzusprechen, ohne sein geschichtsträchtiges Erbe zu kompromittieren.